Gebärmuttertumoren bei Kaninchen

Wie häufig sind Gebärmuttertumore beim Kaninchen?
Gebärmuttertumore sind ein sehr häufiges Krankheitsbild beim weiblichen, unkastrierten Kaninchen.

Je älter Kaninchen werden, desto höher ist das Risiko einer bösartigen Veränderung der Gebärmutter. Ohne Kastration sind etwa 50 bis 75 Prozent der 6-jährigen Kaninchen von einem Tumor der Gebärmutter betroffen. In der Regel sind die Tumoren bösartig und entwickeln eine Tendenz zur Metastasierung. Als erstes werden Metastasen in den umliegenden Organen gebildet, hier ist vor allem die Leber zu nennen. Bei weit fortgeschrittener Erkrankung streuen die Metastasen über den Blutweg in die Lunge. Es sind vereinzelte Fälle von Metastasen im Knochen und im Gehirn bekannt.

Gutartige Tumoren sind seltener, können aber ebenfalls eine beachtliche Größenzunahme des Organs mit sich bringen, wodurch gleiche Probleme wie nachfolgend beschrieben mit dem Darmtrakt und anderen umliegenden Organen einhergehen.

Welche Symptome zeigen Kaninchen mit einem Gebärmuttertumor?
Die klinischen Anzeichen eines Gebärmuttertumors können sehr unterschiedlich sein: Sie fangen meist unspezifisch mit verringertem Appetit und damit einhergehend reduzierter Futteraufnahme an. Möglicherweise ist bereits ein Gewichtsverlust zu bemerken. Je größer die Gebärmutter wird, desto mehr Platz nimmt sie im Bauchraum ein. Dadurch kann es zu einer Verdrängung und Einschränkung des Darms kommen und somit zu Verdauungsproblemen (verminderter Kotabsatz, veränderte Kotqualität, Bauchschmerzen). In diesem Stadium muss mit Schmerzanzeichen gerechnet werden, die ebenfalls durch Appetitlosigkeit, Apathie und Gewichtsverlust sowie bei manchen Kaninchen auch „mürrischem“ Verhalten in Erscheinung treten. In schwerwiegenden Fällen kann es zu Gangbildstörungen kommen, wenn die Größe der fremdartigen Masse im Bauch bereits Nerven irritiert oder derartig Schmerzen verursacht, dass das Kaninchen nicht mehr normal laufen kann. Liegen bereits Metastasen in der Lunge vor, zeigen betroffene Tiere eine erschwerte Atmung, Atemgeräusche oder sogar Atemnot (schnelle Atmung, Bauchatmung, die Tiere reißen das Maul auf und schnappen nach Luft). Da einige Kaninchen jedoch nur sehr subtile Symptome zeigen, kann es für den Besitzer / die Besitzerin schwierig sein, diese frühzeitig zu erkennen. Selbst bei aufmerksamer Beobachtung der Tiere können kleine Veränderungen im Verhalten oder der Gesundheit unbemerkt bleiben, was die Diagnose zusätzlich erschwert. Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen sind daher besonders wichtig, um mögliche Probleme frühzeitig festzustellen.

Wie stellt der Tierarzt oder die Tierärztin die Diagnose eines Gebärmuttertumors?
Durch die oben genannten unspezifischen Symptome ist die Diagnose nicht allein durch eine Allgemeinuntersuchung zu stellen. Ein Abtasten kann raumfordernde Prozesse im Bauch für Tierärzt:innen fühlbar machen. Zur weiteren Einschätzung, um was es sich dabei handelt, sind bildgebende Verfahren nötig: Ultraschalluntersuchungen sowie Röntgenaufnahmen des Bauchraums. Im Ultraschall kann das Ausmaß der Veränderung sowie der Gebärmutterinhalt festgestellt werden. Weiterhin kann bei einer Ultraschalluntersuchung auch der restliche Bauchraum auf Metastasen abgesucht werden. Mittels Röntgenaufnahmen können fortgeschrittenere Veränderungen ebenfalls sichtbar gemacht werden. Zudem dient die röntgenologische Untersuchung der Abklärung von Lungenmetastasen. Daher werden nicht nur Aufnahmen des Abdomens, sondern Übersichtsaufnahmen des gesamten Körpers, zusätzlich spezielle Lungenaufnahmen oder eine Computertomographie (CT) durchgeführt.

Eine Blutuntersuchung hilft bei der Beurteilung des Gesamtzustandes, ggf. auch bei der Einschätzung des Narkoserisikos bei anstehender chirurgischer Therapie.

Wie wird der Gebärmuttertumor meines Kaninchens behandelt?
Solange noch keine Metastasen aufgetreten sind, besteht die Therapie aus einer chirurgischen Kastration (Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter beider Seiten). Sind bereits Metastasen vorhanden, treffen Sie gemeinsam mit Ihrem Tierarzt / Ihrer Tierärztin die Entscheidung, ob eine palliative Behandlung im individuellen Fall (noch) vertretbar ist oder ob nur noch das Einschläfern des Tieres als letzte Option möglich ist.

Nach aktuellem Wissensstand kann die chemische Kastration beim Kaninchen das Tumorwachstum möglicherweise nicht zuverlässig stoppen und wird daher nicht empfohlen.

Eine rechtzeitige Kastration im Jungtieralter kann das Auftreten dieser häufig lebensbedrohlichen Tumorerkrankung verhindern. Da jeder chirurgische Eingriff Risiken und Nebenwirkungen birgt, ist im individuellen Fall zu entscheiden, ob eine prophylaktische Kastration bei Ihrem Tier in Frage kommt. Aus den oben aufgeführten Gründen kann die Kastration prophylaktisch angeraten werden. Eine reine Ovariektomie (Entfernung der Eierstöcke) ist als Tumorprävention i.d.R. nicht ausreichend.

Wie ist die Prognose?
Je jünger und gesünder Ihr Kaninchen ist, desto günstiger sind die Ausgangsbedingungen für eine erfolgreiche Behandlung. Solange sich noch kein Tumor entwickelt hat, ist die Prognose in der Regel sehr gut. Auch bei bereits diagnostizierten Tumoren ist die Prognose nach einer Kastration meist positiv, sofern keine Metastasen nachweisbar sind. Allerdings besteht stets das Risiko, dass sehr kleine Metastasen während des Screenings unentdeckt bleiben. Diese mikroskopisch kleinen Metastasen können nach der Operation rasch wachsen und zu unerwarteten Folgeerkrankungen führen, da sie trotz ihrer Anwesenheit zunächst nicht erkennbar waren.

© C. Lübke, S. Köstlinger, Y. Eckert